Fundstelle 6, 7 und 9

Die fünf Grabhügel bei Ehrstädt

(Text von Dieter Heintzmann)

Wenn man zu Fuß dem ansteigenden Hochrücken bei Neuhaus von West nach Ost folgt, erreicht man nach einer halben Stunde den Eichwald. Er bildet für Grombach einen Teil der Nordgrenze zur Nachbargemeinde Ehrstädt. An dessen Ostende befindet sich der Aussichtspunkt Lug ins Land. Mit 301 Metern Höhe ist er auch der höchste Punkt von Grombach. Dekan Karl Wilhelmi aus Sinsheim war von dieser Stelle so angetan, dass er in in seinem Jahresbericht von 1831 an die Mitglieder der Sinsheimer Gesellschaft über dieses Hochplateau folgendes schrieb:

,,Der Wald ist nach Süden ganz gelichtet und man schauet den Wartberg bei Heilbronn und die uns nahen Würtemberger Gebirge alle, den Heuchelberg zumal, das hohe Waldenburg,den Stocksberg und die anderen Löwensteiner Berge. Und ergeht man sich auf der frischen grünen Wind umwehten Höhe, so erblickt man auch zwei der Bergfürsten des Odenwalds, den Katzenbuckel und Winterhauch, sowie uns auch unser von allen Seiten sichtbarer Steinsberg mit seinen alten wohlerhaltenen aus den besten Quadern erbauten Thurme freundlich begrüßt.“
Gab es einen schöneren Platz, um seine Liebsten in ewigem Frieden ruhen zu lassen?
An diesem Ort, an dem die ersten Sonnenstrahlen die Erde berühren und jegliches Leben ermöglichen, hier wo auch die letzten Strahlen der versinkenden Sonne den Schatten wie eine schützende Hand über diese Stätte legt, könnte man sich Grabanlagen gut vorstellen
Wo aber lebten die hier in den früher gut sichtbaren Hügeln bestatteten Menschen?
Kamen sie aus dem weiter südlicher gelegenen Gebiet des heutigen Grombach? Viele, auch neu entdeckte Siedlungsspuren reichen hier ja großflächig bis in die Steinzeit zurück. Vielleicht muss man die Suche nicht so weit ausdehnen und die Lösung liegt in unmittelbarer Nähe. Luftbildaufnahmen, die Rudolf Landauer vom Gewann Battenhausen

angefertigt hat, zeigen gleich südlich unterhalb des Eichwaldes ein ausgedehntes ringförmiges Grabensystem. Flurbegehungen erbrachten bisher jedoch noch keinen Nachweis für eine Besiedlung an dieser Stelle. Sicher werden uns hierauf schon bald neue zerstörungsfreie Technologien wie Geomagnetik oder Radartechnologie eine Antwort geben können.

Doch waren die Hügel wirklich nur die letzte Ruhestätte für die Verstorbenen, oder bargen sie noch andere Geheimnisse?

Im Juni 1830 erfolgte die erste Grabung durch Herrn Wilhelmi am mittleren der fünf Hügel. Mit einer Höhe von 1,4 Metern und einem Durchmesser von 27 Metern war er der größte und wohl auch der interessanteste der fünf erkennbaren Grabhügel.

Und bald schon wurde das Grabungsteam belohnt. In einer Tiefe von 2,7 Metern unter der Hügelkuppe stand, auf einer mit rohen unbearbeiteten Platten belegten Fläche von 3 mal 2,3 Metern, mittig ein von Süd nach Nord ausgerichteter, ein Meter hoher Opferaltar. Östlich des Altares lagen ein Messer aus Hornstein und ein Würgedolch oder Abschabeinstrument. Westlich des Altares lagen zwei Donnerkeile oder Abhäutewerkzeuge aus Serpentin. Auf dem Altar selbst befanden sich eine flache runde Opferschale aus feinem bläulichen Ton und Menschengebeine. Am auffälligsten war jedoch ein Schädel, dem der Unterkiefer fehlte. Die rechte Schläfe war von einem gewaltsamen Schlag durchbrochen. Am Oberkiefer waren noch 13 wohlerhaltene Zähne vorhanden. Unter der Steinmasse des Altars, versteckt in einer Höhlung, befand sich ein seltenes erzenes Schäufelchen. Der vielfach gewundene Stiel war am oberen Ende mit einem Ring versehen und diente seinem Benutzer vermutlich als Opferinstrument. Es musste sich hierbei wohl um einen sehr heiligen und wertvollen Gegenstand handeln, da dieser so sorgsam versteckt wurde. Im Hügel selbst befanden sich noch auf zwei Ebenen acht Gräber, sieben auf der Nordseite und eines auf der Südseite, alle jedoch über dem gewachsenen Boden. Vermutlich war dies auch die Ruhestätte einer ganzen Familie. Liebevoll, mit kleinen Ringen und Haftnadeln geschmückt, fanden sich die zarten Gebeine zweier kleiner Kinder. In einem weiteren Grab, dessen Inhalt die Gebeine einer jüngeren Frau waren, befand sich auch noch ein vollständiges tönernes Gefäß.

Leider haben sich vermutlich Holzhauer zum Wetterschutz ein Lager in diesen Erdhügel gegraben und dabei unglücklicherweise zwei weitere Gräber teilweise zerstört. Erhalten geblieben waren hier nur noch im oberen Grabbereich ein starker Schädel, im unteren Teil die unteren Teile von Füßen, umschlossen von zwei großen erzenen ungetrennten

Ringen mit einem Durchmesser von elf Zentimetern und einer Dicke von acht Millimeter.

Beigaben von Nachbestattungen aus der Latenezeit in einem älteren Grabhügel im Eichwald. Oben ein Fußring aus Bronze, darunter ein Tongefäß.

Vomm 5. bis 10. September wurde der zweite der fünf Hügel durch Herrn Heckmann und Herrn Wilhelmi ergraben. Dieser war jedoch schon stark abgeflacht und die Kuppe war nur noch 35 cm erhaben und hatte einen Durchmesser von zehn Metern. Bei schlechten Witterungs- und Grabungsbedingungen von montags bis freitags, wurden lediglich Brand- und Feuerstätten mit verziegelter Erde,

Holzkohle und Tonscherben sichtbar. Eine Feuerstelle, die sich vom östlichen Rand bis zur Mitte des Hügels hinzog, erreichte eine Höhe von 1,2 Metern über dem gewachsenen Boden, der sich in einer Tiefe von 1,8 Metern befand. Hier wurden zusammengedrückte graublaue Gefäße, vermutlich nur luftgetrocknet, gefunden.

Spuren der erhofften Dunkelfärbung einer Grabstätte oder die grünliche Verfärbung durch erzene Gegenstände wurden bisher nicht sichtbar.
Gegen Freitagmittag, fast schon an der Geduldsgrenze, wurde endlich eine Grauverfärbung sichtbar, die immer stärker wurde. Die Erde wurde behutsam abgestochen. Ein großes Grab mit einer Länge von 2,6, einer Breite von 1,4, und einer Tiefe von 0,4 Meter, etwa ein Meter über dem gewachsenen Boden von WSW nach ONO liegend, wurde sichtbar. Eine lockere, poröse Stelle nahe dem oberen Rand zeigte die Lage des mittlerweile in den Zerfall übergegangenen Menschenschädels an. Lediglich Fasern des Hinterhauptes und Zahnschmelzspuren von verschiedenen Zähnen waren noch erkennbar. Ein massiver ungetrennter, in seiner Größe bisher noch nicht gefundener erzner Halsring stand schräg oberhalb der Zähne. Zu seiner Linken lag eine erzene Fibel mit einer schönen Form, wie sie bisher von uns noch nicht gefunden wurde. Unterhalb des Ringes war eine weitere kleinere Fibel zu erkennen, die jedoch schon in Edelrost zerfallen war. Zwanzig Zentimeter unterhalb vom Halsring, lag.ein dünnes, sieben Zentimeter breites und 20 cm langes gewölbtes Erzblech. Oben und unten schön modelliert und mit Einfassungen verziert. Es reichte vom linken Oberarmbein über die Körpermitte nach oben rechts zur Brust hin. Diese war aber nur noch durch die zerfallenen Rippen zu erkennen. Von unten an das Blech angelehnt, stand ein ungetrennter erzener Armring im oberen Bereich des Ellenbogenbeines. Das war außergewöhnlich, da diese Ringe normalerweise die Handwurzel umschließen. Gegenüberliegend war weder ein zweiter Arm noch ein zweiter Ring zu finden. Mitten im Grab, 70 cm unterhalb des Schädels, lag ein Donnerkeil aus Serpentin mit einer Länge von zehn Zentimetern, einer Dicke von einem halben Zentimeter und einer Breite von fünf Zentimetern, der vorne zu einer

Schneide schräg angeschliffen war. Darauf lag rechts eine Fibel, gleich der zuerst gefundenen. Vierzig Zentimeter links des Donnerkeils befand sich die zweite Hälfte des breiten Erzbleches. Vom unteren Grabrand 60 Zentimeter entfernt, lagen zwei eng beieinanderliegende erzene Fußringe ohne erkennbare Knochenreste. Mit einem Durchmesser von zwölf Zentimetern und einer Dicke von einem halben Zentimeter waren sie wiederum ungewöhnlich massiv, wie eigentlich alle gefundenen Ringe der Ehrstädter Hügel. 20 Zentimeter vom unteren Rand des Grabes entfernt, befand sich dann noch der vermisste zweite Armring. Wahrscheinlich trugen Baumwurzeln oder ein grabendes Tier hier zur Lageveränderung bei, ähnlich wie bei dem breiten Erzblech.

Wozu überhaupt diente dieses Blech? Es ging nicht um den ganzen Leib, sondern umschloss nur die Brust vorne, nicht den Rücken und nicht die Seiten. War damit nur vorne ein breiter Gürtel belegt oder war es ein Teil eines Brustharnischs, wie man sie bereits in Schlesien gefunden hatte? Dem Leichnam links zur Seite, am oberen Teil des Körpers, befanden sich noch zwei Gefäße, ein kleines rundes und ein großes ovales. Sie waren jedoch im feuchten Boden schon zerfallen und lediglich durch gelb-rötliche Ringe zu erkennen.

Auf dem Grunde des Grabes angelangt, kam wieder die übliche rötlich aufgetragene Erde des Hügels zum Vorschein. Die Ausgrabenden wähnten sich schon am Ende der so erfolgreichen Ausgrabung. Doch schon einige Zentimeter tiefer, eben an dieser Stelle mit mittlerweile wiederkehrender gelb-weißer Tonerde, verfärbte sich der Boden abermals und kehrte mit Spuren von Knochenröhrchen zurück, was der Hinweis für das Vorhandensein von einem weiteren Grab sein könnte. Und tatsächlich wurde nach dem Einebnen der Oberfläche unter dem großen Grab ein weiteres kleineres Grab sichtbar. Mit einer Länge von 1,5 Metern und einer Breite von 70 Zentimetern lag es quer von SO nach NW zu dem oberen Grab. Wurde hier ein junger Mensch bestattet? In der Mitte des Grabes befand sich ein ganz kleiner Donnerkeil aus Serpentin und ein noch kleineres Messer aus Hornstein. Der fünf Zentimeter lange und drei Zentimeter breite Donnerkeil war auf der Unterseite abgeflacht und vorne zu einer

Schneide geschliffen. Vermutlich diente die Fläche als Auflage in einem holzgeschäfteten Werkzeug und verschaffte ihm somit besseren Halt. Die Lage des vermoderten Schädels und der Zahnschmelz eines hohlen Backenzahns waren im oberen Bereich erkennbar, ansonsten lagen die Gebeine ungeordnet durcheinander. Am unteren Grabrand lagen vier nicht sehr starke und mürbe Röhrenknochen beieinander. Nicht mehr feststellbar ist, ob die Knochen durch äußeren Einfluss verschoben wurden, oder ob es sich hierbei um eine Hockerbestattung handelte.

Weitere Gräber fanden sich bis zum Erreichen des gewachsenen Bodens nicht mehr. Fünf kesselartige Vertiefungen mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern und einer Tiefe von ebenfalls 60 Zentimetern waren noch in den gewachsenen Boden eingegraben. Diese waren mit Asche, Holzkohle und Gefäßscherben verfüllt. Eine der Gruben befand sich genau unter den beiden Gräbern.

Herr Wilhelmi listet in seinem Bericht eine große runde Vertiefung auf. Sie ähnelt denen, die bei den Sinsheimer Hügeln gefunden wurden, und ist heute noch als erhabener Ring erkennbar.
Die Fundstelle eines Anhängers mit Bernsteinring, zwischen Bronzeringen und einer grünlich-weißen, einer blauen und einer roten Glasperle, ist leider nur als Fund in einem Hügel im Eichwald bekannt. Über die Grabung, die im Jahr 1859 von Major A. von Degenfeld vorgenommen wurde, liegen leider keine Berichte vor.

Quellenverzeichnis

Dekan Karl Wilhelmi, Jahresbericht an die Sinsheimer Gesellschaft 1831 S.31 – 39 .

Dr.Hans Heinz Hartmann, Bad Rappenauer Heimatbote 1994, überlassene Unterlagen an den Verfasser .

Rudolf Landauer, Archäologie aus dem Cockpit S.124 – Abb.11.13 .